Im ersten Artikel dieses hastig erstellten Blogs habe ich aufgelistet, welche Dienste ich jetzt selbst betreibe, welche ich eventuell gar nicht mehr nutze und was ich gegebenenfalls stattdessen nutze..
Doch welche Idee steckte eigentlich dahinter und wozu der ganze Aufwand?
Für mich persönlich begann der Gedanke damit, irgendwann dem Apple Universum zu entfliehen, weil ich den Schritt in Richtung ARM Architektur nicht mitgehen wollte. Ich sehe absolut die Vorteile von ARM CPUs, ich weiß aber auf der anderen Seite auch, dass wenn ich etwas testen will, was auf x86 Software beruht, schlechte Karten habe. Das betrifft dann ggf. ältere Windows Server Versionen und teils noch ältere Software.
Mein persönlicher Exit aus dem Apple Universum existierte also schon länger in meinem Kopf.
Den letzten Stein ins Rollen brachte die aktuelle Politik der USA, die mich dazu veranlasste, mich nach Hardware Anbietern umzuschauen, die nicht in den USA (und fairerweise nicht in China) beheimatet sind und die Linux-kompatible Hardware liefern. Natürlich muss man trotzdem realistisch sein. AMD und Intel sind amerikanische Unternehmen, Displays kommen aus China, usw. Trotzdem habe ich mich für einen deutschen Notebookhersteller entschieden, sodass wenigsten ein Teil des Geldes in Europa bleibt.
Windows kam für mich aus mehrerlei Gründen nicht mehr in Frage.
- Ich hatte rund 15 Jahre in der IT mit Windows zu tun und weiß um die Unzulänglichkeiten. In kleinen, wie in wirklich großen Umgebungen.
- Nach 18 Jahren MacOS (teilweise dienstlich, hauptsächlich privat) möchte ich nicht reumütig zu Microsoft zurückkehren.
- Ich möchte nicht die Hoheit über meine Daten mühsam zurückholen, um sie dann über ein Betriebssystem wieder zu verlieren.
- Microsoft scheidet, als US amerikanisches Unternehmen, aktuell für mich aus.
Das Ziel war also meine digitale Souveränität.
Der Weg dahin war jedoch relativ aufwendig. Mit der Nutzung, insbesondere von iCloud, steckte ich in einer Kompatibiltäts-Sackgasse. Während Windows rudimentär unterstützt wird, bleibt für Linux nur die IMAP- und SMTP – Anbindung (E-Mail). Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass MacOS selbstverständlich perfekt unterstützt wird und iCloud mittlerweile so tief im System integriert ist, dass einem der Abschied nicht leicht gemacht wird.
Ich wollte also nicht nur aus der iCloud verschwinden, sondern das Ziel war, jede unter MacOS genutzte Applikation so zu ersetzten, dass der Ersatz mit jedem wichtigen Betriebssystem (inkl. Smartphone) kompatibel ist.
- Linux (im wesentlichen Ubuntu)
- MacOS
- Windows
- iOS
- Android (auch Google-free)
Nach einigen Wochen der Nutzung bin ich der Meinung, dass es mir gelungen ist. Ich schreibe die Artikel dieses Blogs auf einem Tuxedo Infinity Book mit installiertem Ubuntu und vermisse nichts. Mein iPhone ist nur noch für die „Find my Phone“ – Funktion mit iCloud verbunden und ließ sich, zwar hier und da etwas komplizierter, an die Ersatzlösungen andocken.
Die ausgewählten Tools habe hier dokumentiert. Die Tabelle werde ich unregelmäßig aktualisieren, wenn es etwas neues gibt.
Meine Vorgehensweise bei der Auswahl war relativ einfach, wenngleich auch aufwendig. Ich habe mein MacBook die ganze Zeit genutzt und zwei virtuelle Maschinen aufgesetzt. Eine mit Ubuntu 24.04 und eine mit Windows 11. Genutzt habe ich dafür VMware Fusion.
Außerdem habe ich Nextcloud aufgesetzt, allerdings so, dass ich es von Anfang an produktiv nutzen konnte. Dann habe ich die Tools auf MacOS, Linux und Windows installiert, die ich ausgewählt hatte. MacOS war immer die Migrationsquelle, Linux und Windows die Ziele, wobei die Funktionalität unter Windows eher Bonus war, weil ich später ohnehin Linux nutzen wollte.
So habe ich die Kontakte und die Kalender der Nextcloud in MacOS eingebunden und dann einfach per Drag & Drop (Kontakte), bzw. per Export/Import (Kalender) aus der iCloud in die Nextcloud migriert. Andere Dinge, wie Notizen, musste ich per Copy & Paste übernehmen, was relativ arbeitsintensiv war.
Spoiler: Joplin kann zwar MS OneNote Notizbücher als ZIP Files importieren, OneNote kann sie aber nicht mehr exportieren.
E-Mail hingegen war wieder relativ einfach. Hier habe ich das neue Postfach in Apple Mail via IMAP eingebunden und die Mails dann per Drag & Drop aus dem iCloud Postfach verschoben.
Die OneDrive Inhalte habe ich einfach in den Sync-Ordner der Nextcloud kopiert.
Die Fotos aus der Apple Fotos App zu exportieren, war der längste Teil der Reise. Ich habe es letztlich so gelöst, dass ich alle Fotos exportiert und auf meinem NAS gespeichert habe. Neue Fotos werden zwar in der Apple Fotos App auf dem iPhone gespeichert, aber auch gleichzeitig in die Nextcloud geladen. Somit sind sie gleichzeitig wieder auf allen anderen Geräten vorhanden, die ich ebenfalls dort verbunden habe.
Zu guter Letzt habe ich die entsprechenden Applikationen in der Ubuntu VM installiert, mich eingeloggt, Postfächer verbunden, Synchronisationen eingerichtet und alles geprüft. Ebenso in der Windows VM.
Als dann das neue Notebook kam, habe ich einfach wiederholt, was ich zuvor mit der Ubuntu VM getestet habe und hatte keine Komplikationen.
Bleibt die Antwort auf die Frage, ob ich jetzt meine digitale Souveränität zurück habe. Ein klares „Nein“ und es wird auch nicht passieren. Aber ein besseres Gefühl, die wichtigsten Daten bei sich zu haben, hat sich eingestellt.
Falls ihr es bis hierhin geschafft habt, danke für’s Lesen 🙂
Ich werde die Migrations- und Installationsszenarien noch detaillierter in einzelnen Artikeln beschreiben.
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